Der Deutsche Fotorat fordert die Erhaltung des fotografischen Kulturerbes in seiner gesamten Breite
Der jahrelange Streit über den Standort eines „Deutschen Fotoinstituts“ ist zugunsten von Düsseldorf entschieden. Der Deutsche Fotorat begrüßt, dass damit die Debatte über die Aufgabenstellung und Arbeit dieses Instituts nicht länger blockiert ist. Diese Chance müssen wir gemeinsam nutzen.
Ein „Deutsches Fotoinstitut“ bleibt aus der Sicht des Deutschen Fotorates ein Vorhaben von nationaler Bedeutung. Es muss die Fotografie in ihrer ganzen Bandbreite abbilden. Alle relevanten Akteure der Fotografie sollten jetzt an einen Tisch geholt werden. Es gilt Gräben zuzuschütten. Nur wenn alle an einem Strang ziehen, partikulare Interessen nicht die Oberhand gewinnen, kann ein Institut von bundesweiter Bedeutung entstehen.
Der Deutsche Fotorat erinnert daran, dass mit dem 2020 vorgelegten Expertenkonzept und der 2021 fertig gestellten „Machbarkeitsstudie Bundesinstitut für Fotografie“ bereits wichtige konzeptionelle Vorarbeiten vorliegen, die für die weiteren Planungen genutzt werden sollten.
Es geht um die Erhaltung des fotografischen Kulturerbes in seiner gesamten Breite. Die Sammlung der Vor- und Nachlässe hervorragender deutscher Fotografinnen und Fotografen gehört dazu ebenso wie die Förderung der Vernetzung aller Institutionen, die sich um die Bewahrung des fotografischen Erbes auf regionaler und lokaler Ebene kümmern.
Es bedarf aus der Sicht des Deutschen Fotorates eines staatlichen Auftrags, der die Übernahme von fotografischen Archiven regelt und dabei der Vielfalt der Fotografie gerecht wird. Es gilt in allen Bereichen weiteren unwiederbringlichen Verlusten vorzubeugen. Zudem muss die Forschung in Fragen der Restaurierung und Konservierung weiter vorangetrieben und die Ergebnisse müssen durch Ausstellungen, Publikationen und Veranstaltungen vermittelt werden.
Der Umfang dieser Aufgabe ist enorm. Jeder Bereich der Fotografie hat seine bewahrenswerten Besonderheiten. Der Deutsche Fotorat fordert deshalb alle Beteiligten auf, das neue Institut nicht mit Erwartungen zu überfrachten. Wir brauchen eine praktikable und vor allem praktische Lösung, eine arbeitsfähige Institution, die im Rahmen realistischer Erwartungen bundesweite Wirkung entfalten kann.
Der Deutsche Fotorat begrüßt ausdrücklich, dass der Bund und das Land NRW im ersten Schritt jeweils einen Betrag von 43 Millionen Euro zur Finanzierung zur Verfügung stellen. Damit ist das Projekt allerdings noch nicht ausfinanziert. Die Arbeit des „Deutschen Fotoinstituts“ wird weit mehr Geld benötigen, als sich das viele Politiker heute vorstellen können. Hier steht jetzt das Land NRW in der Verantwortung.
Der Deutsche Fotorat als gemeinsame Interessenwahrnehmung für eine Vielzahl von Akteuren aus den Bereichen Kunst, Fotojournalismus, Dokumentation, Design und Werbung sowie Wissenschaft, Vermittlung und Bildung, bietet die gebündelte Expertise seiner Mitgliedsorganisationen zur Unterstützung an.
Pressemeldung Deutscher Fotorat. Foto: Anna Gripp